Kurzgeschichte der Homöopathie
Samuel Friedrich Christian Hahnemann (geb. 1755 in Meissen, gest.1843 in Paris) darf mit Recht der Vater der Homöopathie genannt werden, wenn auch schon Hippokrates auf Heilungsmöglichkeiten mittels an Gesunden ähnlich wirkenden Substanzen hingewiesen hat.Solche durch Naturstoffe provozierte Veränderungen am gesunden Körper werden auch in sehr ähnlicher Weise bei den Symptomen von kranken Menschen beobachtet und berichtet. So schrieb auch später ein Student der Vorlesungen unter Paracelsus, "daß Ähnliches durch Ähnliches geheilt werden könne". Schon Galen hätte das Heilprinzip der Homöopathie bewußt werden können, zumal er alle damals bekannten Heilsubstanzen am eigenen Leib ausprobierte. Nach erfolgreichem Besuch mehrerer europ. Universitäten schloß er als Doktor der Medizin und Doktor der Pharmakologie ab. Er schrieb viele wissenschaftliche Arbeiten und chem. Analysen, die heute noch gültig sind und pflegte rege wissenschaftl. Briefkontakte mit Größen wie z.B. Antoine-Laurente de Lavoisier u.a. Als Student und Hospitant beim Leibarzt von Maria Theresia, hatte er auch Malariafälle gesehen und sehr gut beobachtet und studiert, was ihm zum späteren Schlüsselerlebnis die Grundlage gab. Kaum daß er seine 11- köpfige Kinderschar so recht und schlecht mit seinen Ordinationseinkünften ernähren konnte, hat er sich nicht mehr dazu bekennen können, was er auf den Universitäten Europas gelernt hat, weil die Symptomunterdrückungen sowie erschöpfende Aderlässe u.a. die Patienten nur kränker machten, oder so schwächten, daß sie gar keine Symptome mehr produzieren konnten. Somit sperrte er seine Ordination zu und begann medizin. Werke zu übersetzen, die dank auch seiner genialen Sprachbegabung (12 Sprachen in Wort und Schrift, auch arabische) reißenden Absatz fanden. In diesem Zusammenhang bemerkte Hahnemann bei der Übersetzung des damals größten naturheilkundlichen Werkes dem "Cullen" die eigenartige Passage, daß Chinarinde die Malaria heile, weil sie eine magenstärkende Wirkung habe. Diese Begründung erschien Hahnemann unglaubwürdig. Er wußte wohl noch von den Malariafällen aus Galizien, daß die Chinarinde die Malaria heilen kann (auch heute noch keine Resistenzen bekannt). So prüfte Hahnemann die Wirkung der Chinawurzel am eigenen Leib. " und ich nahm 4 mal täglich 2 Quäntchen guter China, und ich wurd krank, ich setzte ab und ward gesund, ich nahm sie wieder und ward krank." Er beobachtete, daß er dieselben Symptome bekam wie er sie von den Malariakranken kannte. "Damit ging mir die Morgenröte einer neuen Heilsweise auf, daß nur heilen kann was krank macht am gesunden Körper." Similia similibus curantur - Ähnliches werde durch Ähnliches geheilt. Im Laufe seines Lebens prüfte er über 100 verschiedene natürliche Stoffe aus dem Pflanzen- Tier- und Mineralreich und schuf damit den unsterblichen Grundstock eines jeden Homöopathen. Auch wenn heute schon 5000 verschiedene Naturkörper homöopathisch erprobt, geprüft und in die Arzneimittellehren aufgenommen wurden und über Computervernetzung ein weltweiter Kommunikationsaustausch gegeben ist, sind Hahnemanns Hauptwerke, die 6 Bände über "Chronische Krankheiten", 5 Bücher über die "Reine Arzneimittellehre" sowie die 6.Auflage des "Organon der Heilkunst,"letzteres mit 291 Paragraphen und Kommentar das A&O eines jeden ernsthaften Homöopathen. Auch tausende gut dokumentierter Krankenjournale, die er bis wenige Tage vor seinem Tod führte, sind ein großer Wissensschatz, zumal die Erfahrungen am Krankenbett und Mittelwirkungen keiner Modeströmung unterliegen und heute noch die gleiche Gültigkeit haben. Auch seine unmittelbaren Schüler Bönninghausen, Jahr und Hering, sowie später James Taylor Kent u.a. waren bedeutend für die Weiterentwicklung homöopathischer Denk- und Arbeitsweise. Nicht unerwähnt möchte ich meinen bescheidenen aber weltbekannten Lehrer Jost Künzli von Fimmelsberg erwähnen, selbst Homöopath aus dritter familiärer Generation und Schüler des ebenso bekannten Pierre Schmid. Um Einbildung und Suggestion bekannter Naturdrogen von echten Wirkungen derselben unterscheiden zu können waren die homöopathischen Ärzte die ersten, die die Doppelblindstudien in die Medizin eingeführt haben. Auch zum gegenseitigen Informations- und Gedankenaustausch hielten sie als erste homöopathische Kongresse und bereicherten damit die medizinische Fortbildung und allg. Wissensstand. Zur Potenzierung und Dynamisierung der Arzeistoffe: Hahnemann seine Familie und Schüler testeten die Naturkörper anfänglich noch in grober unbearbeiteter Form und handelten sich so manche Vergiftung ein. So mußten die Naturstoffe immer mehr verdünnt werden um nicht gleich vergiftet zu sein (Lachesis, Nux vomica, Arsen, Phosphor u.a.). andererseits sind es gerade eben oft die schwersten Gifte, die auch homöopathisch die schönsten Heilungen garantieren. So wurden und werden diese Einzelstoffe jeweils bis zur Unkenntlichkeit verdünnt und waren zur damaligen Zeit auch sicher nicht mehr chemisch nachweisbar, aber z.B. mit der Kirlianphotographie zeigte ein Wissenschaftler, daß selbst bei Hochpotenzen gleiche Stoffe immer wieder dasselbe = charak= teristische Farbspektrum zeigten. Erst nach Jahren dieser solitären Verdünnungen verfeinerte Hahnemann die Herstellung der Naturkörper durch Potenzieren und steigerte dadurch auch deren Wirkung. Mittlerweile gibt es schon mehrere Potenzierungsvarianten. Das Grundprinzip ist aber immer dasselbe. Z.B. : 1 Teil Rhus toxicodendron wird mit 100 Teilen Michzucker mittels eines Mörsers verrieben. Dies ist dann eine Trituration C1. Davon wieder 1 Teil mit 100 Teilen Michzucker verrieben ergibt eine Trituration C2 usw. Ab der C3 lassen sich die meisten Verreibungen schon mittels Alkohol- Wassergemische stufenweise weiter potenzieren. Also 1 Teil (gr.) der Verreibung auf 100 Teile (gr.) Alkohol-Wassergemisch, wird dann 10 Mal gegen einen prallelastischen Gegenstand gestoßen (bei Hahnemann eine in Schweinsleder gebundene Bibel) oder gegen die Handfläche und wir erhalten eine C4 Potenz, davon 1 Teil auf 100 Teile Alkohol- Wassergemisch wieder 10 Mal verschüttelt s.o. ergibt eine C5 Potenz etc. (D-Potenzen haben jeweilige Verdünnungsstufen von 1 : 10 , Q-30 Potenz präpariet. Diese Schritte sind sehr aufwendig und werden von Hahnemann bis ins letzte Detail genau beschrieben, und er sagt wohlwissend "macht´s nach aber macht`s genau nach". Seriöse Firmen deklarieren ihre Arbeitsweise und potenzieren teils bis zur 30igsten oder gar zur 200.en Potenz händisch., dann maschinell. Der zeitliche Aufwand ist enorm und so macht dies kaum mehr ein Homöopath routinemäßig selbst, sondern stützt sich auf vertrauliche Firmen. Sehrwohl kann der erfahrene Homöopath sowie sein Patient ein gut präpariertes von einem schlecht präparierten Homöopathikum unterscheiden, sowie eine Niederpotenz von einer Hochpotenz. Eine schnelle Verbreitung der Homöopathie über den ganzen Kontinent war gesichert durch die überraschenden Heileerfolge auf den Schlachtfeldern Leipzig (Völkerschlacht 1813), Jena und Auerstädt wo die Verwundeten, Rheuma- und Geschlechtskranken im großen Stil ihre Hilfe und Heilung erfuhren. In den USA hatte die Homöopathie um die letzte Jahrhundertwende ihre Blütezeit mit elitären privaten Universitäten und höchster Anerkennung. Leider zerfiel dieses Konstrukt durch den Börsenkrach mit Auflösung dieser privaten Zentren sowie Verwässerung der Lehrinhalte und Aufblühen der Ära der Antibiotika. So war Künzli von Fimmelsberg wiederholt gebeten, in den USA ein hom. Fundament zu legen, was ihm durch kontinuierliche Lehrtätigkeit auf der Uni Zürich nur bedingt möglich war. Mengenmäßig dürfte der Schwerpunkt der Hom. wohl in Indien praktiziert werden, wo sicher auch hohe Qualität geboten wird, aber auch auf unserem Kontinent ist regional mit sehr gut ausgebildeten Homöopathe zu rechnen. Leider mache ich die Beobachtung, daß gerade hier die Vermassung mit kleinen Wochenendkursen über Hom. bis in die Laienkreise ein vermeintliches Wissen vorgetäuscht wird, sehr zum Schaden dieser wunderschönen Heilkunst. Nur allzuschnell wird dann zum Antibiotikum u.a. Zuflucht genommen. So war mir die Zeit noch lieber, als ich deretwegen belächelt wurde und das Wort Homöopathie noch selten gekannt oder korrekt ausgesprochen wurde.